Sinn von Zuchtschauen
Informationen für die Zucht
Auf Ausstellungen, und ganz besonders auf den großen Internationalen, erhalten die Züchter sehr wertvolle Hinweise für ihre eigene Zucht. Nicht nur, dass sie durch das Richterurteil erfahren, wo sie mit ihren Hunden stehen und wie diese Hunde im Rahmen des gegenwärtigen Zuchtniveaus einzuordnen sind; durch die Beobachtung anderer vorgeführter Hunde erhalten sie beispielsweise auch Anregungen für neue Verbindungen. Um dies erkennen zu können, sind allerdings sehr intensive Kenntnisse über die verschiedenen Blutlinien notwendig. Jeder Züchter erfährt nämlich in seiner Laufbahn sehr bald, dass es keineswegs damit getan sein kann, irgendeine, vielleicht sogar mittelmäßige Hündin mit einem hoch prämierten Champion zu paaren, um daraus dann hochwertige Nachzucht zu erhalten. So einfach ist es - zum Glück - in der Genetik nicht. Hier gibt es keine Patentrezepte, hier sind vielmehr genaues Wissen über die Zusammenhänge in den Ahnenreihen, Beobachtungen über Vererbung und damit nahezu wissenschaftliches Vorgehen notwendig.
Theoretisches Wissen und praktische Erfahrung sind also für den Züchter nötig - und die praktische Erfahrung erhält er nicht zuletzt auf Ausstellungen.
Neue Aspekte
Die hohen Meldezahlen bei den Internationalen Schauen, aber auch bei den Spezialzuchtschauen der einzelnen Vereine, machen deutlich, dass die Züchter auf diesen Ausstellungen nur noch einen Teil der dort vertretenen Aussteller ausmachen - manchmal sogar, wie den Katalogen zu entnehmen ist, einen geringeren Teil.
Hundeausstellen ist für viele Zeitgenossen nämlich zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Immer mehr Hundefreunde finden Gefallen daran, mit ihrem vierbeinigen Genossen auf Reisen zu gehen - vorausgesetzt natürlich, der Hund ist von seinem Erscheinungsbild her soweit in Ordnung, dass er in seiner Rasse konkurrieren kann.
Man sollte die große Gruppe der Liebhaber-Aussteller nicht unterschätzen. Sie sind es nämlich inzwischen, die so mancher Ausstellung entscheidende Akzente geben können; oft befinden sich hervorragende Vertreter ihrer Rasse in der Hand von Privatpersonen, die keine züchterischen Ambitionen haben und die von dem Züchter, von dem ihr Hund stammt, zum Besuch einer Ausstellung ermutigt wurden. Und gar nicht selten kommt es dann vor, dass ein solcher Hund in der Konkurrenz ganz vorn landet - was natürlich völlig richtig ist, denn es soll ja allein der Hund und nicht der eventuell sehr bekannte Züchter bewertet werden.
Es gibt solche Aussteller, die aus Freude an der Sache im In- und Ausland herumreisen, dabei Städte und Menschen kennen lernen, die ihnen und denen sie nie begegnet wären. Sie verbinden dann oft auch den Urlaub mit Reisen zu Ausstellungen, planen lange voraus und sind eigentlich überall immer wieder anzutreffen.
Ausstellen ist auch Sport
Viele Aussteller sehen die Schauen zu einem guten Teil als Sport an: Es ist der Ort, wo sich die besten der Rassen im Wettstreit um Formwerte, Platzierungen und Siegertitel messen. Der Begriff "Hundesport" hat daher fast zwangsläufig seinen Einzug in die moderne kynologische Szene gehalten. Da es bei diesen hundesportlichen Wettbewerben allerdings nicht um Sekunden oder Weiten geht, sondern um die Prämierung des Rassebesten, behalten die Ausstellungen auch unter den Bedingungen einer veränderten Zeit und andersartiger Zusammensetzungen der Teilnehmer ihren auf die Zucht ausgerichteten praktischen Wert: Vor allem die Besten nämlich - ob sie nun im Besitz des Züchters oder ob sie in Privathand sind - sollten in der Zucht dazu beitragen können, dass sich das Niveau der Rasse verbessert oder zumindest hält. Allein aus diesem Hinweis ergibt sich die große Verantwortung des Richters für den Bestand einer Rasse.
Werbung für den Rassehund
Ohnehin sollte das Stichwort "Werbung" - und zwar Werbung für den Rassehund - im Zusammenhang mit den Ausstellungen nicht unterschätzt werden. Der VDH hat daraus die richtige Konsequenz gezogen. Auf den von ihm durchgeführten Ausstellungen gibt es nicht nur einen Informationsstand des VDH selbst, sondern die meisten der dort vertretenen Vereine oder Klubs haben selbst solche Informationsstände organisiert, an denen alles Wissenswerte über die jeweilige Rasse, Adressen von Kontaktpersonen, Hinweise auf Züchter, Informationsmaterial über die Hunde selbst und alles andere zu erhalten ist, was einen potentiellen Käufer eines solchen Hundes interessieren könnte.
Die Vereine und der VDH selbst geben sich deswegen so viel Mühe mit Information und Aufklärung, weil dies der einzig sinnvolle Weg zu sein scheint, dem wilden Hundehandel entgegenzutreten. Oft ist nämlich die Enttäuschung derer groß, die an der verkehrten Stelle, also nicht beim Züchter eines Rassehundevereins - einen Hund gekauft haben und nun mit einem mal nicht zu einer Prüfung oder einer Ausstellung eines Klubs gehen können.
Da die Praktiken in jenen Zweigen des Hundehandels oft genug zu schlimmen Auswüchsen geführt haben, kann es nur begrüßt werden, dass der VDH und die Rassehundevereine dieser Aufklärungsarbeit immer größere Beachtung und Aufmerksamkeit widmen.
Die Hundeausstellung ist keine Verkaufsausstellung für Hunde; grundsätzlich sind Ausstellungen - wenn man einmal von den beschriebenen züchterischen Anliegen absieht - eine große Werbung für den Rassehund, den Hund also mit einwandfrei nachweisbarer Herkunft, der nach menschlichem Ermessen von einem verantwortungsbewussten Züchter bei der Aufzucht mit allem Notwendigen versorgt wurde, erhalten hat und der - wie es bei den allermeisten Vereinen inzwischen üblich ist - aufgrund einer Tätowierung jederzeit identifiziert werden kann.
Ausstellungen sind also zuchtfördernde Einrichtungen, Hundesport - auch im Sinne eines Hobbys und der Freizeitgestaltung von immer mehr Gelegenheitsausstellern, der Ort für zahlreiche interessierte Zuschauer, sowie auch Werbeveranstaltungen der Rassehundevereine und der VDH.